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Fußballfans demonstrieren in Leipzig – Zeichen für Fankultur und gegen Überwachung

  • 16. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Am 16. November 2025 erlebte Leipzig einen außergewöhnlichen Tag: Tausende Fußballfans aus der gesamten Bundesrepublik reisten an, um in der sächsischen Metropole gemeinsam für die Zukunft der Fankultur zu demonstrieren. Organisiert wurde der Protest vom Bündnis Fanszenen Deutschlands, das seit Jahren Faninteressen gegenüber Politik und Verbänden bündelt.


Unter dem Motto „Der Fußball ist sicher! Schluss mit Populismus – Ja zur Fankultur!“ zog ein lautstarker, aber friedlicher Demonstrationszug durch die Innenstadt. Fans aus rund 40 verschiedenen Vereinen – von großen Bundesligisten über Zweitligaklubs bis hin zu regionalen Szenen – marschierten Seite an Seite. Auch die Fans des 1. FC Kaiserslautern waren mit einem gut sichtbaren Block vertreten und setzten ein deutliches Zeichen für die Freiräume und Traditionen der Kurvenkultur.


Für einen Tag spielten Rivalitäten keine Rolle. Die gemeinsame Botschaft war unmissverständlich: Die geplanten Sicherheitsmaßnahmen der Innenminister gefährden die Fankultur im Kern.

Die Demonstration richtete sich gegen eine Reihe von politischen Vorhaben, die im Rahmen der bevorstehenden Innenministerkonferenz diskutiert werden. Dazu zählen unter anderem:


  • 1. Personalisierte Tickets

Künftig sollen Eintrittskarten verstärkt mit persönlichen Daten verknüpft werden. Viele Fans sehen darin eine unverhältnismäßige Datensammlung, die spontane Besuche erschwert und zu gläsernen Stadiongängern führt.


  • 2. Zentrale Stadionverbote

Geplant ist ein bundesweit synchronisiertes System von Stadionverboten, das auch auf Verdachtsfällen beruhen könnte. Fans kritisieren, dass damit rechtsstaatliche Prinzipien verwässert werden. Ein Stadionverbot ohne rechtsgültige Verurteilung? Für viele ein gefährlicher Präzedenzfall.


  • 3. Überwachungstechnologien

Besonders umstritten ist die mögliche Einführung von Gesichtserkennung an Einlasskontrollen. Aus Sicht vieler Fanprojekte und Datenschutzexpert:innen ist dies ein Schritt hin zu flächendeckender Überwachung – ein Szenario, das viele Fans als „Überreaktion“ und „Sicherheitsfantasie“ bezeichnen.


  • 4. Verschärfte Kontrollen und Einschränkungen

Verbote von Fanutensilien, verschärfte Einlasskontrollen, mehr Videoüberwachung – vieles davon wird bereits diskutiert. Für viele Fans ergeben sich daraus massive Eingriffe in die kreative und lebendige Kurvenkultur, die das Erlebnis Fußball erst zu dem macht, was es ist.

Die Kernkritik: Die Stadien in Deutschland gelten schon heute als sicher. Statt pauschaler Repressionen bräuchte es Dialog, Transparenz und Zusammenarbeit – nicht mehr Überwachung.


Ein friedlicher, lauter und vielfältiger Protest


In Leipzig begann die Demonstration am späten Vormittag auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof. Schon dort zeigte sich die Vielfalt der angereisten Fans: Banner und Fahnen von Vereinen aus allen Regionen, lautstarke Gesänge, leuchtende Farben – aber alles in ruhiger, geordneter Stimmung.


Fans des 1. FC Kaiserslautern, erkennbar an ihren roten Bannern, reihten sich gemeinsam mit Gruppen anderer Traditionsvereine ein und machten mit Slogans wie „Freiheit für die Kurve!“ und „Kultur statt Kontrolle“ auf ihre Position aufmerksam. Für viele Lautrer ist der Kampf für eine freie Fankultur eng mit der eigenen Vereinsidentität verknüpft – die Teilnahme an der Demo war daher ein klares Statement.

Der Zug bewegte sich in mehreren Blöcken durch die Innenstadt. Viele Fans trugen Plakate mit deutlichen Botschaften:

  • „Ohne uns ist das Stadion leise.“

  • „Vereine, steht zu euren Fans!“

  • „Fußball gehört den Menschen – nicht den Überwachungsfantasien.“


Trotz eines erheblichen Polizeiaufgebots blieb die Lage durchgehend friedlich. Die Schätzungen zu den Teilnehmerzahlen reichten von mehreren tausend bis zu etwa 20.000 Demonstrierenden.


Ein besonderer Zeitpunkt – und ein besonderer Ort


Die Wahl Leipzigs war strategisch klug: Nur einen Tag später fand dort das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Slowakei statt. Die Aufmerksamkeit der Sportwelt war damit ohnehin auf die Stadt gerichtet – und der Protest erhielt maximale Sichtbarkeit.

Zudem ist Leipzig ein Ort mit einer sehr aktiven Fanszene. Der symbolische Charakter des Demonstrationsortes war unübersehbar.


Was die Demo ausgelöst hat


Die Demonstration in Leipzig war erst der Beginn einer breiteren Protestwelle. In vielen Stadien finden in den folgenden Wochen:

  • 12-minütige Schweigephasen,

  • Stimmungsboykotte,

  • sowie Informationsaktionen

statt, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

Auch Vereine und Fanprojekte melden sich inzwischen verstärkt zu Wort. Viele betonen, dass für echte Sicherheit keine immer neuen Überwachungssysteme nötig sind, sondern Kommunikation und Prävention – gemeinsam mit den Menschen, die jedes Wochenende in den Stadien sind.


Ein Appell für die Zukunft des Fußballs


Die Leipziger Demonstration hat gezeigt: Fußball lebt von seinen Fans. Von den Farben, den Gesängen, den Emotionen. Von der Freiheit, sich kreativ auszudrücken. Für viele ist der Stadionbesuch ein wichtiger Teil ihrer Identität – ob in Hamburg, Dortmund, München oder eben in Kaiserslautern.


Der Protest war ein kraftvolles Zeichen an Politik und Verbände, dass die Fankultur in Deutschland nicht passiv zuschaut, wenn ihre Freiräume bedroht werden. Tausende Menschen, darunter auch die lautstarken Anhänger des 1. FC Kaiserslautern, machten klar: Sicherheit ja – Überwachung nein.

Und vielleicht ist dies der Beginn eines neuen Dialogs, der die Zukunft der Stadien in Deutschland prägt.


Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Unterstützung finden sich auf der Webseite der Kampagne: www.derfussballistsicher.de

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